Karl Kammerer KG
Die Wiener Lebkuchen- und Schokolademanufaktur stellt sich vor.
Seit 1830 steht der Name Kammerer für Konditorwaren von erlesener Qualität und Reinheit. Nach bester handwerklicher Tradition hergestellte Lebkuchen- und Schokolade-Spezialitäten in unübertroffener Vielfalt sind unser Metier. Heute wird die letzte bestehende Lebzelterei Wiens in fünfter Generation von Robert Kammerer geführt, der das reichhaltige Sortiment stets um neue, innovative Köstlichkeiten erweitert.
Ururgroßvater Kammerer war der erste, der Produktion und Vertrieb von Dauerbackwaren für den häuslichen Gebrauch im Waldviertel in einem Betrieb zusammenfasste. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Groß Siegharts die ersten kunstvoll von Hand gefertigten Gussformen zur Herstellung von Schokolade-Hohlfiguren sowie handgeschnitzte Printen für Lebkuchen mit religiösen Motiven eingesetzt. Der hausgemachte Reibelebkuchen war lange vor der Erfindung von mit Glutamaten und anderen bedenklichen Zusatzstoffen versehenen modernen Industrieprodukten das Hausmittel schlechthin zum Binden von Saucen.
1870 übernahm Anton Kammerer den elterlichen Betrieb, widmete sich dem Ausbau der Infrastruktur und der Produktvielfalt. Als Konditor und Kunsthandwerker mit Leidenschaft fürs Detail machte er die Lebkuchen- und Schokoladefiguren weit über die Grenzen des Waldviertels hinaus bekannt und legte damit den Grundstein für eine gedeihliche Entwicklung des Meisterbetriebs. 1903 erblickte Karl Kammerer das Licht der Welt. Der Namensgeber des heutigen Unternehmens baute den Betrieb bis 1936 stetig aus und konnte unzählige Mitglieder der jüdischen Gemeinde für seine nach koscheren Speisevorschriften produzierten Lebkuchenspezialitäten gewinnen.
In den Jahren 1936 – 1945 wurde unter widrigsten Umständen und unter Knappheit von Rohstoffen und Produktionsmitteln der heutige Unternehmensstandort in Wien aufgebaut. Maria Kammerer musste den Betrieb mit drei Helferinnen ohne Unterstützung der männlichen Familienmitglieder weiterführen. Auch die schwere Arbeit des Teigknetens, das Schleppen der Mehlsäcke und die Auslieferung der Ware blieb den vier Frauen allein überlassen. Schokolade konnte damals aus Mangel an Kakao nicht produziert werden.
Zwischen 1945 und 1955 wurde unter russischer Kommandatur weitergearbeitet. Die Herstellung vieler Spezialitäten musste eingestellt werden, da außer Melasse kaum geeignetes Material für die Produktion von Lebkuchen vorhanden war. Der Ruf des Lebkuchens war somit bald ruiniert. Zumindest war aber die Familie wieder vereint und die Kammerers suchten gemeinsam neue Wege, um das traditionsreiche Familienunternehmen weiter zu führen.
Ab dem Jahr 1950 konnte die Schokoladeproduktion in kleinen Mengen neu beginnen. Mit der Wiedereinführung des Schaumware-Sortiments nach alten Rezepten und Verfahren von Großvater Anton konnte ein neuer, Ertrag bringender Geschäftszweig eröffnet werden. Eiweiß und Zucker waren in ausreichender Menge vorhanden, um eine dauerhafte Versorgung der Märkte und Einzelhändler mit Schaumbechern, -häferln und Schaumspitzen zu gewährleisten. Mit dem Einsetzen des Wirtschaftswunders der 1950er-Jahre waren auch wieder kaufkräftige Kunden da, die sich auf den immer zahlreicher werdenden Gelegenheitsmärkten, Jahrmärkten und Kirtagen die eine oder andere süße Köstlichkeit gönnen wollten.
So erlebte auch der Lebkuchen ab 1955 wieder einen Aufschwung. Karl und Maria Kammerer hatten damals eine Idee, die den Grundstein für die heutige Spezialisierung der Wiener Lebkuchen- und Schokolademanufaktur legte: Die in Bayern und im gesamten süddeutschen Raum weit verbreiteten weiß-blauen Lebkuchenherzen sollten einen unverkennbaren Wienerisch Look bekommen. Es entstanden die ersten Lebkuchenherzen mit weißer Schrift auf rotem Grund, die bis heute am Christkindlmarkt und bei vielen Kirtagen, Feuerwehrfesten und Ostermärkten in Österreich reißenden Absatz finden.
Auch die Rohstoffe für die Schokoladeproduktion waren wieder vorhanden und zu leistbaren Preisen beziehbar. So wurden Jahr für Jahr neue Formen gefertigt und traditionelle Formen für Nikkolos, Krampusse, Osterlämmer und Hasen von anderen Konditoreien aufgekauft und die Produktion teilweise automatisiert. In bewusstem Gegensatz zum Trend in der industriellen Fertigung entschieden sich die Kammerers gegen das schnelle Kaltstempelverfahren, das damals wie heute für die meisten Schokofiguren eingesetzt wird und blieben der guten alten Tradition des Konditorhandwerks treu.
Bis zum heutigen Tag wird die Schokolade für Kammerers Original-Figuren sanft auf ca. 36°C temperiert und in die Formen geschöpft, um dann in einem mehrere Minuten andauernden Dreh- und Rüttelverfahren unter langsamer Kühlung auf 12 Grad zu glänzenden Hohlfiguren zu erstarren. Die auf diese Art und Weise entstehenden Schokoladekunstwerke werden von Hand nachpoliert und behalten lange ihre natürlich-glänzende Oberfläche. Mit einer Vielzahl an klassischen auf Staniolpapier gedruckten weihnachtlichen und österlichen Motiven, die ebenfalls von Hand ummantelt und glatt gestrichen werden, zaubern die Figuren aus feinstem Kakao, Milch und Zucker bis heute Jung und Alt ein breites Lächeln ins Gesicht.
In den 1960er-Jahren übernahm Karl Kammerer den Betrieb in vierter Generation und baute das Kirtagsgeschäft gemeinsam mit Gattin Renate stetig aus. Durch die Anschaffung weiterer Maschinen zum Teigkneten, Walken und Rühren konnte die Effizienz der kleinen Manufaktur stark erhöht und der steigenden Nachfrage entsprochen werden. Dennoch blieb man stets dem Handwerk treu. Die wichtigsten Schritte von der Komposition der verschiedenen Teigvarianten aus edlen Gewürzen über das Anrühren der Marmeladen, Cremes und Liköre bis hin zur Verzierung der Lebkuchenherzen und –figuren werden weiterhin von Meisterhand ausgeführt.
Innovationskraft, Muse und die Liebe zum Handwerk sind bis heute die Hauptzutaten für jedes neue Erfolgsrezept aus dem Hause Kammerer. Seit dem Jahr 2000 führt Robert Kammerer als Konditormeister in fünfter Generation das Haus. Als Selfmade-Ingenieur betreibt er sein CNC-Fräszentrum, in dem von Ersatzteilen für bestehende Maschinen über eine eigens entwickelte Lebkuchen-Schneideanlage bis hin zu neuen 3D-Formen für Lebkuchen- und Schokoladefiguren viele Betriebsmittel für den individuellen Bedarf der Wiener Lebkuchen- und Schokolademanufaktur nach Maß angefertigt werden. Die Eltern, Renate und Karl bringen weiterhin Tag für Tag ihre unschätzbare Erfahrung und ihre Tatkraft in die Firma ein. Dem Betriebsführer stehen außerdem Gattin Daniela und die fünfjährige Tochter Sophia zur Seite, die bereits ganz sicher weiß, dass sie später die köstlichen Spezialitäten ihres Vaters nicht nur naschen, sondern selber herstellen will.